Chasing Currents
Ein nachhaltiges Filmprojekt an der Elbe, Johanna aus Regensburg und unser Lastenrad „Adam“ in einer kleinen Nebenrolle.
Wie diese 3 Dinge zusammen kamen, erfahrt ihr heute in einem kleinen Interview mit Johanna Reger.
Johanna Reger, gebürtig aus Regensburg, kam Anfang des Sommers auf Feine Räder zu, da sie für ein Filmprojekt die Möglichkeiten eines Lastenrads testen wollte. Den Gedanken, mehr Nachhaltigkeit in eine aufwendige Dokumentarfilmproduktion zu bringen, wollten wir gerne unterstützen und haben für die Zeit der Dreharbeiten ein Lastenrad aus der Donau Donkey Flotte zur Verfügung gestellt.
Nachdem Johanna und das Team von den Dreharbeiten zurück waren, wollten wir nun natürlich wissen, wie der Test verlief und um was es in dem Film gehen wird. In einem kurzen Interview hat sie uns mehr darüber erzählt.
Alle Links zum Film und dem Team, haben wir Euch am Ende des Artikels zusammen gestellt.
Johanna, erzähl uns kurz, um was geht es in Eurem Dokumentarfilm-Projekt?
Unser Dokumentarfilm „Chasing Currents“ begleitet eine junge Frau namens Annie bei einer Bikerafting-Tour auf der Elbe. Mit ihrem Abenteuer will Annie einerseits vorhandene (Rollen)Klischees aufbrechen und mithilfe von Geschichten über Social Media Verständnis füreinander und die Welt um uns herum aufbauen und abbilden.
Nachhaltigkeit nimmt da einen großen Stellenwert ein. Ihr geht es bei ihren Expeditionen nicht darum, schnell und rekord-brechend voranzukommen, sondern die Expeditionen bekommen die Zeit, die sie verdienen. Denn Nachhaltigkeit bedeutet vor allem oft auch Verlangsamung oder Entschleunigung.
Wie groß war das Team bei den Dreharbeiten?
Der feste Kern des Film-Teams besteht aus 4 Menschen: Yo, Joha, Max und Roy. Unterwegs waren wir aber gleichzeitig nie weniger als 5 Menschen. Die 5. Person, das war entweder Paula, Levi oder Marit, das hat wöchentlich gewechselt – ein logistisches Abenteuer. Allerdings besteht die Liste unserer Helfer:innen an, um und in der Elbe (auch digital, z.B. durch Spenden) mittlerweile aus 96 Menschen. Es gab nämlich unzählige Situationen, in denen wir selbst fast nicht mehr weiterwussten. Glücklicherweise ist der Menschenschlag an der Elbe einer der ganz auffällig hilfsbereiten Sorte!
Dazu zählen beispielsweise Freizeitbootsfahrer:innen, die uns während ihrer Feierabendausfahrt aus dem Wasser heraus bei Bootsmotorproblemen zur Seite gestanden haben.
Wo wurde gedreht?
Einmal entlang der gesamten Elbe, von der Quelle im tschechischen Teil des Riesengebirges, wo die Elbe noch ein kleiner, idyllischer Bergbach ist, bis zur Mündung in Cuxhaven, vorbei an Hamburg, wo wir auf einmal den XXL-Containerschiffen den Vortritt in der Bootsfahrrinne gewähren mussten.
Unser Gespann bestand nämlich aus unserem Donau Donkey „Adam“ und unserem Motorboot „Floaty“.
Wie sagt man bei Euch? Habt ihr alles im Kasten? Und wie lange wart ihr eigentlich nun unterwegs?
Ursprünglich wollten wir am Ende der Elbe-Tour tatsächlich „alles im Kasten“ haben. Aber ein weiterer Teil der Geschichte ist, dass Annie, unsere Protagonistin, die Expedition im 4. Monat schwanger absolviert hat. Das Baby kann das Team daher erst in ein paar Monaten kennenlernen. Deshalb gedulden wir uns noch ein wenig bis tatsächlich „alles im Kasten“ ist. Nachhaltig ist ja schließlich etwas langsamer.
Mit unserem Team waren wir 25 Tage für den Haupt-Dreh auf der Elbe unterwegs
Woher kam die Idee zu der Dokumentation?
Die Idee kam natürlich auf einer Fahrradtour! Roy, unser Kameramann, fährt nämlich auch ganz gerne Fahrrad, auch wenn er diesmal nur zusammen mit seiner Kamera in der Ladebox mitradeln durfte. Damals war er auf einer Fahrradtour zum Arendsee unterwegs und hat dort im Sommer 2020 Annie getroffen. Die war damals gerade auf einem anderen Abenteuer: sie ist im Ultramarathon-format solo 1000KM von der tiefsten zur höchsten Stelle Deutschlands gerannt.
Woher kam eigentlich die Idee mit dem Lastenrad?
Ich glaube mit meinem Öko-Hintergrund wollte ich vor mir selbst argumentieren, warum es doch ganz normal ist, auf einmal für einen Dokumentarfilm zu arbeiten. Und auch dem Rest des Teams liegt die Einbettung des Films in eine grüne, nachhaltigere Produktionsweise am Herzen. Max und Roy haben zum Beispiel im letzten Jahr einen Dokumentarfilm über eine Klima-Protest Fahrradtour gedreht (OKNB).
Mir scheint es langsam, als wären Filmproduktion, Klimaschutz und Fahrradfahren unweigerlich miteinander verbunden. Die Ökologisierung oder das nachhaltigere Produzieren von Filmen steckt allerdings erst in den Kinderschuhen, und dessen Bedeutung verbreitet sich nur langsam in der Filmbranche. Gerade deshalb wollten wir mit gutem Beispiel vorangehen und eine von vielen Möglichkeiten aufzeigen, wie während des Drehs CO2 eingespart werden kann.
Ein bisschen habe ich mich aber auch darüber gefreut, mich bei der Arbeit bewegen zu können, ganz nah am Geschehen zu sein und den gesamten Elberadweg mitnehmen zu können – so viele schöne Nebeneffekte. Und ich glaube, genau das bedeutet Nachhaltigkeit.
Für was wurde das Lastenrad während der Produktion verwendet?
Das Lastenrad hatte bei uns einen Doppel-Einsatz:
Während des ersten Teils haben wir das Lastenrad verwendet, um unsere Protagonistin zu filmen, die anfangs ebenfalls noch auf dem Fahrrad unterwegs war. Roy hat sich dafür gemütlich in der Lastenkiste eingerichtet. Zumindest kann ich mich nicht erinnern, dass er sich jemals nach einem Drehtag über irgendwelche Blessuren beschwert hätte. Aber Roy gehört auch zu den ganz zähen Kameramenschen, denen nichts die Stimmung vermiesen kann, solange das Licht stimmt und der Kameraakku geladen ist – da kann die Außentemperatur auch die 40°-Marke knacken oder der Blitz im Nachbarbaum einschlagen.
Als Annie dann auf ihr Bikeraft umgestiegen ist, hat Roy sein Kameranest in unser Boot verlagert. Das Lastenrad war dann frei für unser Gepäck. Und davon hatten wir nicht zu wenig: Da wir autark unterwegs waren, hatten wir unsere Campingausrüstung dabei und natürlich noch ein paar weitere Kameras, Tongeräte, Kabel, Ladegeräte, Laptop, Festplatten…und eine Gitarre.
Deine Berichte zu diesem Projekt haben bei uns auch die Neugier auf die Filmproduktion geweckt:
Was sind die nächsten Schritte in der Produktion, nachdem ihr nun von den Dreharbeiten zurück seid?
Jetzt nach den Haupt-Dreharbeiten fängt die „Arbeit“ an…Um die 10 Terabyte Filmmaterial müssen gesichtet, kodiert, aussortiert und zusammengeschnitten werden, Töne ausgewählt, Festivals kontaktiert, die Lastenrad-Waden-Muskeln weiter geschmiedet und poliert werden, und und und…
Wann und wo wird der Film voraussichtlich zu sehen sein?
Da unser Film nicht nur die Elbe-Expedition abzeichnet, sondern verschiedene Facetten unserer Protagonistin einfangen soll, wird der Film erst 2023 kinoreif sein. Er soll dann auf verschiedenen Film-Festivals und danach im Kino laufen – mit etwas Glück auch in Regensburg.
Ist das Eure erste Produktion in der Team-Besetzung?
In dieser Besetzung ist das unser erstes Projekt – Max und Roy verbindet schon eine langjährige Film-Arbeits-Beziehung. Unsere Chasing Currents-Konstellation wurde jetzt aber im wahrsten Sinne des Wortes mit allen Wassern gewaschen und hat die Abenteuer-Prüfung mit Bravour bestanden! Und Adam, unser Donau-Elbe Donkey übrigens auch! Das nächste Projekt kann also kommen!
Johanna, vielen Dank für Deine Einblicke in Euer Projekt – wir wünschen Euch viel Erfolg damit und freuen uns auf die fertige Doku.
Die gebürtige Regensburgerin Johanna hat Ökologische Landwirtschaft und Ökosystemmanagement studiert und ist – wie das Leben manchmal so spielt – durch Zufall in ein Dokumentarfilm-Team gestolpert.
Ihr könnt das Projekt unterstützen:
https://www.startnext.com/chasingcurrents
Mehr über die Protagonistin Annie erfahrt ihr auf ihrer Website:
https://www.thebotbeyondthebrainz.com/
Instagram Account von Annie: